Kritiken

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Festival der Jugendorchester

Entdeckung eines Pianisten

Mit großem Vergnügen nahmen wir am Konzert unserer jungen Landsleute, im Rahmen des internationalen Festivals der Jugendorchester, teil. Dieses Esemble, welches vor etwas mehr als einem Jahr gegründet wurde, präsentierte uns zuerst die Zweite Suite von J.-S. Bach, unter der Dirigentschaft seines Leiters, Hans Rogner. Dann gab Rudolf Schwarz, der Ehrengast, uns eine lebendige Interpretation voller Wärme, der Symphonie No 97 von Josef Haydn. Gewisse technische Probleme stellten sich den jungen Interpreten, und weder die Züge der Violinen noch die Genauigkeit der Bläser waren immer befriedigend. Die Musiker übertrafen sich, uns eine sehr anziehende Version zu geben, voll von Poesie und Klangfarben von der Musique élégiaque von Armin Schibler.

Aber der große Moment dieses Konzertes wurde für das Ende reserviert: der junge Pianist Charles Jann, 18 Jahre alt, hob die Begeisterung des Saals, als er mit einer überraschenden technischen und musikalischen Beherrschung das Zweite Konzert in F Moll von Chopin spielte. Charme in der Klangfülle, rhythmisches Leben, hochentwickelter Sinn für Phrasierung, Betonung des musikalischen Satzes, Raffiniertheit im Detail, Vollendung der gesamten Form und der poetische Atem machen Charles Jann unstreitig zu einem der besten Pianisten der aufsteigenden Generation.

Ich schulde mir, die Leistungen von zwei erstklassigen Ensemblen hervorzuheben, die wir diese letzten Tage hören konnten. Zunächst das Kammerorchester von Brno, das mir bis heute mit Abstand das beste dieses Festivals zu sein scheint, und dessen musikalische Reife es in den Rang von hochwertigen Berufsorchestern stellt; außerdem das Jugendorchester des Norwegischen Radios und dessen sehr musikalische, luftige Interpretation der Zweiten Symphonie von Sybelius, dem höchstens etwas an Großmut und Macht fehlte.

Die drei genannten Orchester unterscheiden sich von den amerikanischen Orchestern oder dem Orchester von Singapur durch ihr erheblich höheres Durchschnittsalter. Und dies bringt mich dazu, eine Frage zu stellen: außer dem Interesse, welches die jungen Musiker haben, sich mit ihren Kollegen aus allen Gegenden der Erde zu treffen und die daraus resultierende Bereicherung, die aus der Konfrontation mit den musikalischen Unterrichtssystemen entstehen kann, klatschen wir nicht zu oft Beifall den Heldentaten, die mehr dem Zirkus als der wahren Musik entspringen, nämlich dem sehr niedrigen Alter der Interpreten, deren embryonale musikalische Reife ein zu großes Hinderniss für eine zufriedenstellende Interpretation bietet?… Denn um offen zu sein, enthält unsere Reaktion nicht mehr von: “ Nun, dies ist außerordentlich für ihr Alter!“ statt von Erwägungen musikalischer Klassen. Ist es wirklich erforderlich, das Musikfestival, wo die Musik sehr oft abwesend ist?…

J.-F. MONOT